Pfotenpflege macht besonders im Winter Sinn und ist nicht kompliziert: eincremen – fertig! Statt sie zu kaufen kannst Du Pfotensalbe selber machen. Das ist aufwändiger, macht aber sehr viel Spaß! Erfahre, worauf Du beim Pfotenbalsam achten sollst und hole Dir fertige Rezepte.
Muss man Hunde Pfoten pflegen?
Pünktlich zum Wintereinbruch geht auch die Werbung mit Pflegemitteln los – jede Saison übertrifft sich die Haustierbranche selbst. Diesen Winter gibt es nicht nur Pfoten Cremes, Balsame und Salben, sondern auch Sprays und Sticks. Was braucht Dein Hund wirklich? Auch wenn einige Hundehalter Pfotenpflege für überflüssig halten, Tatsache ist, dass niedrige Temperaturen, Eis und Schnee die Hundehaut verhärten und anfällig für Risse machen. Zu viel des Guten muss nicht sein, aber ein regelmäßiges Eincremen der Ballen verleiht der Haut Elastizität und hält das kalte Schmuddelwasser fern. Etwas Pfotenbalsam zwischen den Hundezehen beugt schmerzhaften Schneeklumpen vor und macht die Ballen geschmeidig. Nicht anders als Hände, die ebenfalls einen Fettfilm brauchen, füllen sich auch Hundepfoten unter einer dünnen Fettschicht wohl. Du kannst eine Pfotensalbe selber machen oder fertig kaufen. Anders als früher wirst Du heutzutage eher die Qual der Wahl haben als die Mühe, etwas Passendes zu finden.
Salbe, Spray oder Stick – die richtige Pfotenpflege
Die Form der Pfotenpflege ist jedem selbst überlassen: Manche Tierhalter mögen eine feste Creme, die sie erst auf die Handinnenfläche und dann auf die Hundepfoten auftragen. Andere möchten lieber einen Schutzfilm auf die Ballen aufsprühen und noch andere wählen lieber einen Stick, der wie ein Lippenstift funktioniert. Doch unabhängig davon, ob Du zu einem Fläschchen, Tiegel, Sprühkopf oder Stift greifst – am wichtigsten bleiben die Inhaltsstoffe. Die wirklich guten Pflegeprodukte für Hunde kommen mit nur wenigen Natursubstanzen in der Rezeptur aus. Und da die wenigsten Verbraucher die allgemein gültigen Bezeichnungen der Inhaltsstoffe kennen – die sog. INCI -, platzieren einige Hersteller auch die leserfreundliche Übersetzung gleich mit auf die Verpackung.
INCI: Das Regelwerk für Inhaltsstoffe
INCI ist eine Abkürzung aus dem Englischen und steht für International Nomenclature of Cosmetic Ingredients. Die Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe schreibt vor, wie die Inhaltsstoffe in Kosmetika korrekt und allgemein gültig angegeben werden müssen. Was kompliziert klingt, ist oft ein ganz gängiger, alltäglicher Stoff. Für alle, die nicht unbedingt wissen, dass „Cera flava“ einfach Bienenwachs bedeutet, geben wir ein paar Beispiele für die INCI-Bezeichnungen und ihre deutschen Äquivalente:
INCI | Deutsche Übersetzung |
Aloe Barbadensis Leaf | Aloe Vera |
Argania Spinosa Kernel Oil | Arganöl |
Butyrospermum Parkii Butter | Sheabutter |
Calendula Officinalis Flower | Ringelblume |
Cera flava | Bienenwachs |
Cocos Nucifera Oil | Kokosöl |
Diatomaceous Earth | Kieselerde |
Helianthus Annuus Flower | Sonnenblumen |
Helianthus Annuus Seed Wax | Sonnenblumenwachs |
Lavandula Angustifolia Oil | Lavendelöl |
Mentha Piperita Oil | Pfefferminzöl |
Olea Europaea Fruit Oil | Olivenöl |
Orbignya Oleifera Seed Oil | Babassu Öl |
Rosmarinus Officinalis Leaf Oil | Rosmarinöl |
Simmondsia Chinensis Seed Oil | Jojoba Öl |
Tipp: Auf der Seite des INCI-Services findest Du nicht nur die deutsche Übersetzung der offiziellen Namen, sondern auch Informationen zu Eigenschaften und Aufgaben einzelner Substanzen. Beispiel: Kokosöl
Werbung: Der Wahrheit schöner Schein
Überwältigt von dem stetig wachsenden Sortiment unterschiedlicher Pflegemittel für Hundepfoten, kann man sich schon mal beirren lassen. Gerade bei den großen Online-Shops der Branchen-Platzhirsche sind die Informationen zu INCI meist nicht vorhanden. Stattdessen bringen die Hersteller einige wenige Substanzen in den Vordergrund wie Jojoba, Aloe Vera oder Kokosöl, verschleiern aber andere, die nicht so gut für die Hundehaut sind. Das ist alles legal möglich, weil Tierpflegeprodukte nicht unter die strenge Kosmetikverordnung fallen, sondern in die Sparte der Reinigungsmittel gehören. Das verleitet die Unternehmen dazu, billige Inhaltsstoffe zu verwenden, um die Produktionskosten zu senken.
Pfotenfreundliche Alternative: Naturprodukte kleiner Manufakturen
Wenn Du den Pfotenbalsam nicht selbst machen möchtest, ist es besser, auf kleine, vertrauenswürdige Marken zurückzugreifen. Sie geben die verwendeten Zutaten transparent und lückenlos preis und achten auch auf nachhaltige Verpackung. Damit kannst Du sicher sein, dass Du auf natürliche Pfotenpflege für Deinen Hund setzt, also Substanzen, die uns die Mutter Natur zur Verfügung stellt und die nicht im Labor, womöglich auch bei Tierversuchen, entstehen. Zu den empfehlenswerten Produkten gehören unter anderem der Pflegestift in Graskarton von Tuulove, der Pfotenstick von Senfelds, die Wund(er)pflege von Joveg oder die handgemachte Pfotensalbe von UNIQUE DOG.
Unterschiede zwischen Balsam, Creme und Salbe
Wenn Du Dich dafür entscheidest, Pflegeprodukte für Deinen Hund selber zu machen, ist es sinnvoll, die verschiedenen Sorten der Pflegemittel zu kennen. Umgangssprachlich verwenden wir nämlich Begriffe wie Pfotenbalsam, Pfotencreme oder Pfotensalbe wie Synonyme. Doch es gibt durchaus inhaltliche Unterschiede! Das Hauptunterscheidungskriterium liegt im Wassergehalt.
Pfotencreme enthält Fett und Wasser
Cremes enthalten eine wässrige Komponente, wie Blütenwasser, Auszüge oder Extrakte sowie Fett und werden mit einem Emulgator stabilisiert. Er verbindet Wasser und Fett, die sich ja sonst nicht ohne Weiteres vermischen lassen. Zur Entstehung brauchen Cremes also zwei Phasen.
Die Formel für eine selbstgemachte Pfotencreme lautet also:
Fett + Wasser + Emulgator = Creme
Pfotensalbe ist fettbasiert
Salben und Balsame sind einphasig: Sie werden ohne Wasser oder Alkohol hergestellt und benötigen keinen Emulgator. Ihr Hauptbestandteil ist Fett. Früher war Schweine- oder Gänseschmalz oder auch Hirschteig gang und gäbe. Heute sind eher Pflanzenöle oder Pflanzenbuttern gefragt. Salbe kommt zum Einsatz, wenn Heilung im Vordergrund steht, sie ist mächtiger und fester als Balsam, um möglichst lange auf der Haut zu bleiben. Auf diese Weise können wichtige Wirkstoffe in die Haut und das tiefergelegene Gewebe einziehen.
Balsam ist meist feiner und weicher als Salbe und gilt eher als pflegend und nicht heilend
Als Konsistenzgeber brauchen Salben und Balsame Fett mit einem höheren Schmelzpunkt, meist ist das Bienenwachs oder Lanolin, also Wollfett.
Die Formel für Salbe oder Balsam lautet also:
Fett + Konsistenzgeber = Salbe/Balsam
Pfotenpflege für den Hund: Hausmittel der Großmutter
Meine Oma kannte viele Hausmittel, die sich als Pfotenpflege für den Hund eignen. In meiner Kindheit gehörten das Pflanzenpflücken und Selbermachen zum Alltag und ich habe auch nicht weiter darauf geachtet. Und – zugegeben – auch nicht aktiv gelernt. Zum Glück ist es mir gelungen, einige der alten Rezepte wiederherzustellen. Einige Hausmittel musste ich recherchieren. Unten findest Du ein paar gute Pflegestoffe, die Du fertig kaufen oder selbst herstellen kannst.
Hundepfoten pflegen mit Melkfett
Mit Melkfett bin ich zum ersten Mal als sechsjähriges Mädchen in Berührung gekommen, als ich die Sommerferien in Piotrówka verbrachte, einem kleinen Dorf im Osten Polens, dem Geburtsort meines Vaters. Dort war das Leben noch sehr ursprünglich und zum Frühstück gab es frisch gemolkene Milch. „Melkfett“ hat allerdings nichts mit Milch zu tun und entsteht auch nicht beim Kuhmelken. Es eine altbewährte Creme, die man auf die Zitzen aufgetragen hat, um den Euter zu schützen und zu pflegen. Das Produkt wurde damals aus Paraffinen hergestellt, hauptsächlich aus Vaseline, einem Nebenprodukt der Erdölindustrie. Heute hat Vaseline wesentlich strengere Auflagen und muss schadstofffrei sein. Es gibt aber trotzdem bessere Alternativen, wie etwas das kosmetische Melkfett in Bio-Qualität, das gänzlich auf Vaseline verzichtet und aus rein natürlichen Inhaltsstoffen besteht, wie Ringelblume, Kamille, Bienenwachs oder pflanzlichen Ölen. Das ist unter anderem dann von Vorteil, wenn Dein Hund die Pfoten nach dem Eincremen ableckt.
Hirschtalg für die Pfoten
Wie man sich unschwer vorstellen kann, ist Hirschtalg ein Nebenprodukt der Jagd. Da mein Onkel ein passionierter Jäger war, kannte ich als Kind auch den Hirschtalg. Durchs Schmelzen wird er zu einer festen, weißen Masse. Damals haben wir uns mit dem fetten Pflegemittel die Füße vor dem Wandern eingecremt – es schützte wunderbar vor Blasen oder wunden Stellen und hielt die Füße warm. Beim besonders rauen Wetter cremten wir uns auch die Gesichter damit ein – das Fett glänzt sehr auf der Haut, riecht aber nicht. Dank des hohen Anteils an Palmitin- und Stearinsäure eignet sich der Hirschtalg auch gegen trockene, rissige Haut der Hundeballen. Wen die Herkunft des Fettes nicht stört oder gar einen Jäger in der Familie hat, kann einen fertigen Pfotenfettstift mit Hirschtalg kaufen oder selbst eine Hundesalbe daraus machen.
Pfotenbalsam selber machen mit Bienenwachs
Bienenwachs gehört eindeutig zu meinen Lieblings-Hausmitteln, die ich seit der Kindheit gut kenne. Ob Wachs oder Propolis – da mein Großonkel Imker war, hatten wir nicht nur guten Honig, sondern auch andere Wunderwerke der Bienen im täglichen Gebrauch. Bienenwachs ist ein Drüsensekret, aus dem das bauliche Skelett des Bienenstocks entsteht, ein Baustoff für die Vorratskammern, in denen Pollen und Honig aufbewahrt werden. Doch es ist vielmehr als nur der Kitt, der das Bienendomizil zusammenhält. Das Naturprodukt ist wasserabweisend, aber luftdurchlässig und dank des enthaltenen Propolis antiseptisch. Genauso wie es den Bienenstock vor Bakterien und Pilzen schützt, so wirkt es auch im Pfotenbalsam – als ein natürliches Antibiotikum. Damit eignet sich Bienenwachs bestens als Pfotenpflege. Da Wachs Salben und Balsamen eine feste Konsistenz verleiht, ist es eine sehr häufige Zutat in Pflegeprodukten für Hunde.
Tipp: Auf der Seite www.mein-bauernhof.de kannst Du auch Imker in Deiner Nähe suchen. Sie verkaufen in der Regel nicht nur Honig, sondern auch andere Bienen-Produkte wie Wachs oder Propolis.
Kokosöl als Pfotenpflege
Kokosöl war das einzige Pflegemittel, das ich als Kind nicht kennengelernt habe. In Polen der 80er Jahre standen Kokosnüsse für exotische Reisen und gut laufende Geschäfte, nicht aber für gesunde Hautpflege. Heute verwende ich Kokosöl beinahe täglich. Es ist ein beliebtes Mittel gegen Parasiten bei Hunden (innerlich und äußerlich) und auch als Nahrungsergänzung zur Immunstärkung bekannt. Die enthaltenen Fettsäuren wirken zudem antibakteriell und antientzündlich und machen das aromatisch duftende Fett zu einem wirksamen Pflegemittel für Hundepfoten, auch bei Wunden oder rissiger, spröder Haut. Du kannst eine kleine Menge Öl direkt auf die Ballen oder die betroffene Stelle auftragen. Auch getrocknete OP-Narben kannst Du mit Kokosöl behandeln. Wenn Du ein Pfotenbalsam mit Kokosöl und anderen guten Inhaltsstoffen selbst herstellen möchtest, findest Du hier ein einfaches Rezept.
Pfotensalbe selber machen: Ringelblume für die Ballen
Wenn ich eine Pflanze empfehlen müsste, die als ein Tausendsassa in Sachen Pfotenpflege glänzt, würde ich zweifelsohne die Ringelblume wählen. Ihre heilende Wirkung, seit dem 12. Jahrhundert bekannt, hat die gelb bis orange blühende Pflanze einer ganzen Reihe wertvoller Inhaltsstoffe zu verdanken. Allantoin beschleunigt die Wundheilung, weil es für Regeneration und Erneuerung der Zellen zuständig ist. Der Bitterstoff Calendulin wirkt schmerzlindernd und beruhigt Irritationen. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Carotinoide sind leistungsstarke Antioxidantien. Das Beta-Carotin – die Quelle der intensiven Blütenfarbe – wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt, das die Haut elastisch macht und ihre Talgproduktion reguliert. Eine Pfotencreme mit Ringelblume selber machen ist möglich, aber aufwändiger als eine einfache Kokossalbe, für die man fertige Zutaten einfach erwärmt und verrührt. Für ein Pfotenbalsam aus Ringelblume brauchst Du nämlich den Pflanzenauszug. Wie Du eine Ringelblumensalbe für Deinen Hund herstellst, verrate ich in diesem Rezept.
Pfotensalbe-Ringelblume-Rezept
Tipp: Statt Ringelblume kannst Du auch Lavendel verwenden. Es wirkt auch beruhigend und pflegend auf die Haut und hilft bei kleineren Wunden. Da Stechmücken den Lavendel-Geruch nicht mögen, kannst Du solche Salbe auch vorbeugend gegen Mückenstiche einsetzen.
Pfotenbalsam für den Hund: Anwendung
Ob selbst gemacht oder gekauft – ein Pfotenbalsam ist in der Anwendung sehr einfach. Du nimmst einfach eine kleine Menge des Pflegemittels und trägst direkt auf die betroffene Hautstelle auf. Dein Hund leckt den Pfotenbalsam ab? Desto wichtiger ist es, dass Du ein natürliches Produkt wählst, dass nur wenige und rein naturbelassene Zutaten enthält. Gegen das Ablecken hilft auch gutes Timing: Ich creme die Hundepfoten direkt vorm Gassigehen ein, wenn die Hunde (und ich) schon abmarschbereit sind. Dann sind sie so abgelenkt, dass sie ans Liegen und Lecken nicht einmal denken.
Fazit
Pfotenpflege ist besonders im Winter wichtig oder aber wenn sich Dein Hund an den Ballen verletzt hat. Im Handel gibt es eine ganze Fülle an Pflegemitteln für Hundetatzen – wenn Du auf Nachhaltigkeit setzt, greifst Du zu einem Pfotenbalsam oder Pflegestick, die aus natürlichen Zutaten bestehen, regional hergestellt werden und umweltfreundlich verpackt sind. Alternativ kannst Du eine gute Pfotensalbe selber machen. Ohne einen Pflanzenauszug geht das eigenständige Herstellen leicht von statten und macht viel Spaß.