Vogtland gehört zu den weißen Flecken auf der Urlaubskarte Deutschlands. Zu Unrecht. Seen, Schluchten, Serpentinen – die Region ist malerisch und abwechslungsreich. Eine spannende Alternative zu den überlaufenen Reisezielen. Auch für Urlaub mit Hund ist Vogtland optimal.

Ostsee, Schwarzwald oder Allgäu – die beliebtesten Reiseziele haben die Deutschen seit Jahren fest abgesteckt. Richtung Nordsee, Eifel oder Harz fährt der Deutsche auch noch gerne hin. Aber ins Vogtland? Dieses „Abenteuer“ wagen nur wenige. Aus Unwissenheit oder wegen Vorurteile vielleicht. Dabei bietet die an Tschechien grenzende Region Deutschlands eine reizvolle, bergige Landschaft aus unberührter, wasserreicher Natur, schnuckelige Dörfer mit vielen ursprünglichen, gut erhaltenen Häusern und einige traditionsreiche Kurorte.

Wo liegt Vogtland überhaupt?

Das Vogtland ist im Vierländereck von Sachsen, Thüringen, Bayern und Böhmen beheimatet. Anders gesagt: Es gibt sächsisches, bayrisches, thüringisches sowie böhmisches Vogtland. Der größte Teil liegt in Sachsen, die Region umfasst aber auch einen kleinen Teil des nördlichen Bayerns und größere Strecken im Osten Thüringens. Ein Stück des Vogtlandes gehört auch den Tschechien, eine eindeutige geographische Grenze gibt es allerdings nicht. Seinen Namen verdankt Vogtland der einstigen Verwaltung durch die Vögte von Gera, Greiz, Plauen und Weida und wurde erstmals im Jahr 1343 erwähnt.

Wissenswertes

Der Begriff „Vogt“ stammt von mittelhochdeutschem vog(e)t, voit, woith, vougt und althochdeutschem fogā̌t und mündet im Lateinischen advocātus für Anwalt. Es wird angenommen, dass Friedrich Barbarossa (1122-1190) um 1180 den Herren von Weida den Titel advocatus (Vogt) verliehen hat. Allgemein bezeichnete Vogt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit also einen herrschaftlichen, oft adeligen Beamten.

Ein Geheimtipp für Deutschlandtouristen

Vogtland ist wald- und seenreich

Wer Schwarzwald liebt, wird auch von Vogtland begeistert sein – denn ähnlich wie die beliebte Urlaubsregion im Südwesten Deutschlands ist auch die ostdeutsche hügelig, mit hochgewachsenen Wäldern bedeckt und reich an Seen. Vogtland hat sogar so viel Wasser, dass es neben Naturgewässern auch einige imposante Staudämme hat, die sich die Kraft des nassen Elements zunutze machen und interessierten Touristen auch noch spannende Einblicke bieten. Wer im Winter gerne den schwarzwälderischen Feldberg oder Bellchen zum Skifahren besucht, bekommt im vogtländischen Klingeltal auch etwas Piste. Das Skigebiet Schöneck ist zwar mit seinen 700-800 Höhenmetern zwar nur doppelt so hoch wie der Feldberg, dafür aber bietet der 974m hohe Schneehübel eine grandiose Langlaufpiste. In einem Punkt schlägt das Vogtland aber die meisten anderen deutschen Urlaubsziele um Längen: Selbst in der Hochsaison ist die ostdeutsche Region nicht überlaufen!

Wofür ist Vogtland bekannt?

Wintersport-Fans kennen sicherlich das Klingenthal, wo der Skisprung und die nordische Kombination beheimatet sind und wo regelmäßig Weltcupveranstaltungen stattfinden. Vom dem Vogtländer Sigmund Jähn, dem ersten Deutschen im All, haben dagegen wohl nur wenige Menschen gehört. Außerdem kann man mit dem 2019 verstorbenen Kosmonauten auch kein Schwätzchen mehr halten. Aber mit den Stickereien und der Spitze, die aus dem Vogtland stammen, kommt man durchaus noch in Berührung, unter anderem in Form von alten Schaustücken im Spitzenmuseum in Plauen. Da das alte Museum aus allen Nähten platzt und spitzenmäßig überfordert ist, steht im Herbst 2023 ein Umzug in ein neues Gebäude. Die „Fabrik der Fäden“ findet dann im gerade sanierten Weisbachschen Haus ihren würdigen Platz. Das Handwerk wird aber auch noch aktiv betrieben: In der traditionsreichen Manufaktur in der Annastraße kann man Plauener Spitze auch käuflich erwerben – Schals, Stolen und Heimtextilien entstehen dort bereits in der vierten Generation. Das Vogtland ist aber auch für das sogenannte Musikwinkel aus Markneukirchen-Erlbach-Klingenthal-Schöneck und weltweit geschätzte Instrumente bekannt.

Warum ist Vogtland unbeliebt?

Doch wieso steht Vogtland bei so viel Schönem und Spannendem nicht auf einem der vorderen Plätze im Ranking der meistbesuchten Urlaubsregionen? Nun, unter allen deutschen Bundesländern erfreut sich Sachsen – politisch gesehen – nicht des besten Rufes. Bei der Bundestagswahl 2021 war die AFD dort die stärkste Partei – das schreckt manche vielleicht ab. Aber schließlich fährt man in den Urlaub nicht, um über Politik zu palavern, sondern um das Land und seine Bräuche kennenzulernen. Das tut man unter anderem im Gespräch mit den Einheimischen – was wiederum das zweite Vorurteil auf den Plan ruft: die eigentümliche Mundart. Zugegeben, es gibt schönere und leichter verständlichere Dialekte als Sächsisch. Aber ein Grund, einen Bogen um das schöne Vogtland zu machen, ist das keinesfalls. Um genauer zu sein, sprechen die Vogtländer kein Sächsisch, sondern Vogtländisch, einen der fünf existierenden Dialekte in Sachsen. Doch die sprachlichen Feinheiten sind für einen Fremden nicht erkennbar: für uns Touristen klingt es alles gleich: sächsisch.

„Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.“ Oscar Wilde.

Ein Paradies für Wanderer

Vogtland Panorama Weg – vorbei an Bächern und Felsen

Ähnlich wie Bayern oder Baden-Württemberg so ist auch das Vogtland ein Wanderparadies. Zahlreiche Wald- und Feldwege, meist mit gemäßigten Höhenunterschieden führen entlang von Bächen, Felsen, Seen und Schluchten – ein Wunderwerk der Natur, die hier nicht mit Gewalt im Zaum gehalten wird. Nur der Vogtland Panorama Weg (erkennbar an dem VPW-Zeichen) ist schon 228 Kilometer lang, der fußstarke Urlauber findet aber auch zahlreiche andere Wanderwege, die die Vielfalt der Vogtländischen Natur offenbaren. Zum Einlaufen gut geeignet ist der zehn Kilometer lange und leichte Jocketaer Panoramaweg, vorbei an wilden Bachstürzen, vielen Aussichtspunkten und der imposanten Talsperre Pöhl. Der Brückenwanderweg ist ein Highlight für Fans von Bauten in luftiger Höhe. Die Route verbindet nämlich die beiden größten Ziegelsteinbrücken der Welt: Die Elstertalbrücke (derzeit leider im Umbau) am Anfang und die Göltzschtalbrücke am Ende der 18 Kilometer langen Wanderung.

Chaos um Jößnitz

Wer sich für eine (oder mehrere) Wanderrouten rund um Jößnitz entscheidet, dem 1999 eingemeindeten Stadtteil von Plauen, erlebt unberührte Natur, einige verschlafene Dörfer und…. ordentlich Wanderchaos. Die Beschilderung der Wanderouten J1 – J11 rund um Jößnitz ist recht willkürlich. Die Spuren der J8 beispielsweise verlieren sich im Nirwana, man findet sich plötzlich auf einer ganz anderen Route wieder. Die Suche nach den J8-Schildern in alle Richtungen verlängert die Wanderung, wird aber nicht vom Erfolg gekrönt. Einige Kilometer weiter, nachdem man schon aufgegeben und eine andere Route entlang geht, erblickt man das lang gesuchte Schild. In und rund um Jösnitz darf man einfach nicht zu pingelig sein, wenn man ohne eine detaillierte Wanderkarte loszieht. Irgendwie kommt man immer ans Ziel – wenn nicht auf der J8, dann auf einer anndere Route.

Freilichtmuseen für Geschichte zum Anfassen

Wer sich für die Geschichte vor der Industrialisierung interessiert, bekommt in den Freilichtmuseen Landwüst und Eubabrunn einen genialen Einblick in die Arbeit von altertümlichen, zum Teil gänzlich ausgestorbenen Berufen und das Leben auf dem Lande. Ob Bogenmacher oder Zeidler, Schuster oder Schmied – in den weitläufigen und bestens erhaltenen Höfen kann man Wohnstallhäuser betreten, in ein Backhaus hereinlugen oder eine Rußküche kennenlernen. Und das Beste: Die Landgeschichte darf man auch mit Hund(en) erleben, Vierbeiner sind auf dem Gelände der beiden, nur 9 Kilometer voneinander entfernten Museen nämlich nicht verboten.

Tipp: freilichtmuseum-vogtland.de

Plauen: Ein Kleinod an der Weißen Elster

Altstadt in Plauen

Ein Teil der Plauener Altstadt

Plauen, eine Stadt mit 63.000 Einwohnern und die größte Stadt des Vogtlandkreises, erstreckt sich am dicht bewaldeten Culmberg und erinnert mich stark an mein geliebtes Freiburg. Nur dass hier der Hausberg nicht Schloßberg, sondern Kemmler heißt und durch die Straßen Abzweigungen der Weißen Elster statt der Dreisam fließen. In der schönen Altstadt entdeckt ein aufmerksamer Bummler noch Reste der alten Stadtmauer. Und in dem wildromantischen Stadtquartier am Elsterkanal kommt er in den Genuss der restaurierten Weberhäuser, mit ca. 500 Jahren den ältesten Häuser Plauens. Für eine schöne Verschnaufpause eignet sich der großzügige Stadtparkt mit seinem wunderschönen Teich, in dem Hunde eine nette Abkühlung finden. Das direkt an den Park angrenzende Restaurant „Tennera“ lädt mit einem schattigen Biergarten zum Verweilen da, einen Tisch dort müssen hungrige oder durstige Gäste aber selbst freitags mittags vorher reservieren.

Perle des Vogtlandes: Greiz

Weiße Elster in Greiz

Bei meiner Recherche-Reise war Greiz die Entdeckung schlechthin. Im Tal der Weißen Elster eingebettet, gehört die wunderschöne Stadt schon Thüringen an, liegt aber direkt an der Landesgrenze zu Sachsen. Nicht ohne Grund trägt sie den Beinamen „Perle des Vogtlandes“: Prachtvolle Häuser aus der Gründerzeit und dem Jugenstil prägen das Stadtbild. Der mittig verlaufende Fluss, der Greiz in Ost und West teilt, sorgt für angenehmes Flair. Der riesige Stadtpark bietet mit seinem großen, zentral gelegenen Teich für eine wunderschöne Naturkulisse und Abkühlung, die nicht nur unzählige Vögel, sondern auch Hunde gerne wahrnehmen. Der Aufstieg vom Unteren Richtung Oberes Schloss hat mich stark an die engen Gassen von Salzburg erinnert. MIt seinen 20.000 Einwohnern und dem geringen Bekanntheitsgrad ist die vogtländische Stadt zwar nicht so groß und mondän wie die österreichische Kulturstadt, aber nicht weniger sehenswert. Mein Hightight der Vogtland-Entdeckungstour.

Vogtland von der kulinarischen Seite

Den Feinschmeckern unter den Touristen kann ich ruhigen Gewissens drei hervorragende Lokale empfehlen: „Das Albert“ in Bad Elster, „Das Tannenhaus“ in Schöneck und „Lokalfilet“ in Oelsnitz.

„Das Albert“ bietet eine raffinierte Küche entweder á la cart oder als Überraschungsmenü mit unterschiedlich vielen Gängen. Die Gerichte sind köstlich, wunderschön arrangiert und mit viel Engagement serviert. Dort scheinen die Angestellten noch viel Spaß an ihrem Beruf zu haben. Wer einen Platz auf der Terrasse bekommt, wird nicht nur kulinarisch, sondern auch visuell belohnt: mit einem wunderschönen Blick auf den Stadtpark. Hunde sind hier herzlich willkommen.
„Das Tannenhaus“ ist ein stilvoll und gemütlich eingerichtetes Restaurant im gleichnamigen Landhotel und verwöhnt die Gäste mit gehobener Küche, die auch den anspruchsvollen Gaumen nicht enttäuscht. Die kreativen Gerichte machen richtig Spaß und lassen keinen Raum für Langeweile. Nur eins ist enttäuschend: Ins „Tannenhaus“ dürfen Hunde nicht rein.
„Lokalfilet“ vor den Toren des Städtchens Oelsnitz zaubert keine Gerichte, sondern kleine Kunstwerke, die man nicht einfach verspeisen, sondern zelebrieren soll. Die Karte ist übersichtlich, aber raffiniert, auch wenn deutlich fleischlastig. Zum Glück gibt es genügend vegetarische Vorspeisen und ein köstliches veganes Hauptgericht. Das Besondere an „Lokalfilet“: Es werden nur lokale Produkte mit sehr kurzer Lieferkette verarbeitet. Hochpreisig, aber uneingeschränkt empfehlenswert.

Ferienhaus: Vogtland mit Hund

Das saftig grüne Vogtland eignet sich perfekt für einen Urlaub mit Hund – wenn man denn auch die entsprechende Bleibe findet. Ich habe zwei hundefreundliche Ferienhäuser unter die Lupe genommen, die ich empfehlen möchte:

BB2 in Bad Brambach: Ein 120 qm großes Ferienhaus am Ortsrand des Kurortes, mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, einer gut ausgestatteten Wohnküche und einem weitläufigen, naturbelassenen und komplett eingezäunten Garten. Nur wenige Fußminuten vom Wald gelegen.
Tipp: www.kesselblick-eg.de

Kiwe5 in Plauen: Im östlichen Teil der Stadt, sehr ruhig in einer Sackgasse gelegen, bietet das Ferienhaus drei Schlafzimmer, ein Bad, ein Gäste-WC und eine große, moderne Wohnküche. Der Garten ist nicht groß, aber sehr gepflegt und komplett umzäunt. Zu einem schönen See mit Bademöglichkeit für Hund und Mensch sind es 20-25 Fußminuten.
Tipp: www.kiwe5.de

Reiseführer der anderer Art: Glücklich im Vogtland

"Glücksorte im Vogtland" - Buch von Manja Reinhardt

80 Lieblingsorte der Autorin, die es sich zu entdecken lohnt.

Für alle, die sich auf ihre Reise gerne vorbereiten, gibt es das schöne Buch „Glücksorte im Vogtland“ von Manja Reinhardt. Abseits der gängigen Reisetipps verrät die Autorin 80 ihrer Lieblingsorte, wo das Glück wohnt: geschichtsträchtig oder prachtvoll, liebevoll oder einfach nur lecker. Die subjektive Auswahl führt den Leser zu einem Drogeriemuseum, auf hohe Türme, in nette Cafés oder zu den Machern der Plauener Spitze. Ob bekannte Sehenswürdigkeiten oder persönliche Geheimtipps – das Buch macht Lust, der Autorin auf ihren Wegen zu folgen und das Glück zu suchen.

Bitte wenn möglich nicht bei Amazon kaufen, sondern direkt im Verlag.

Droste Verlag: „Glücksorte im Vogtland“

Dieses und weitere Bücher aus der Serie Glücksorte gibt es auch gebraucht – das spart Ressourcen: medimops.de

Unser Fazit

Das Vogtland ist eine äußerst spannende Gegend zum Erkunden: wasserreich, naturbelassen und nicht überlaufen. Sowohl die Städte als auch die Wanderwege lassen keine Langeweile aufkommen und machen die Region zu einer der sehenswerten Urlaubszielen für alle, die über den (Reise)Tellerland schauen möchten. Auch für Ferien mit Hund ist die ostdeutsche Region ein Paradies.

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