Effektive Mikroorganismen erobern immer mehr Haushalte – Menschen verwenden sie für ihre Gesundheit und die ihrer Haustiere, für Gärten, Teiche oder als Reiniger für Zuhause. Ihre Entdeckung geht auf einen glücklichen Zufall zurück. Welche Erfahrungen habe ich mit EM gemacht?
Als ich das erste Mal von effektiven Mikroorganismen gehört habe, ging es um einen imposanten Urinfleck, den ein junger Gasthund auf meinem nigelnagelneuen Teppich im Büro hinterlassen hat. Das Problem war, dass der Fleck mehrere Stunden unentdeckt blieb, weil wir mit den Gästen und den Hunden das ganze Wochenende im Garten verbracht haben – das Arbeitszimmer blieb unbenutzt. Als ich das Malheur endlich entdeckte, war es beinahe getrocknet – der Fleck stich aber sehr ins Auge und der Geruch belästigte die Nase enorm. Der neue Kuschelteppich, der mein Büro erst so richtig gemütlich machte, tat mir echt leid. Meine Gäste zeigten sich allerdings völlig unbeeindruckt und zauberten eine Sprühflasche aus ihrem Auto. „Mach dir keine Sorgen“, sagte meine Freundin. „EM schaffen das!“ Ä ähm was?
Mit EM putzen
Sie sprühte den Fleck mit einer leicht trüben Flüssigkeit großzügig ein und klopfte mir beruhigend auf die Schulter. „Bis morgen ist alles weg, effektive Mikroorganismen sind einfach genial.“ Jetzt zerbrach ich mir den Kopf eher darum, dass ich statt eines Urinflecks eine verblichene Stelle auch dem Teppich erwarten muss. Wenn das „Zeug“ dermaßen stark ist, dass der Urin ohne Schrubben weggeht, muss es eine ordentliche Chemiekeule sein. Die „Mikroorganismen“ im Namen fielen mir erst einmal gar nicht auf. Gedanklich habe ich mich von dem Teppich bereits verabschiedet und überlegte unentschieden, ob ich meine Freundin auf ihre Haftpflichtversicherung ansprechen soll. Blöd unter alten Freunden, dachte ich – der Teppich war aber sauteuer. Doch am nächsten Tag war der Fleck verschwunden – und ich völlig baff! Was zum Teufel ist EM? Ich habe mich in die Recherche gestürzt und Erstaunliches herausgefunden.
EM: Wie alles begann
EM stehen für effektive Mikroorganismen und wurden als Begriff von Teruo Higa geprägt, einem japanischen Professor für Gartenbau. Was in den frühen 1980er Jahren als unerwartete Nebenwirkung eines misslungenen Gemüseanbauprojekts begann, feiert heute große Erfolge. Der Agrarwissenschaftler forschte allerdings eine sehr lange Zeit erfolglos über mineralische Dünger und synthetische Pflanzenschutzmittel – mit der Hoffnung, den Einsatz der Chemikalien reduzieren zu können. Als bei seinen kranken Forschungsobjekten – mit einem Virus befallenen Melonenpflanzen – jede chemische Behandlung ohne erwünschte Wirkung blieb, gab der Wissenschaftler die Pflanzen schließlich auf und entsorgte sie in benachbarten Abwassergräben. Und siehe da – ohne die Chemiekeule, lediglich mit Küchenabwässern der umliegenden Häuser versorgt, erholten sich die Pflanzen zusehend und schlugen neue Wurzeln – allein dank der biologischen Kraft des Bodens. Eine folgenschwere Erkenntnis, die Professor Higa zu einem internationalen Erfolg verhalf.
Effektive Mikroorganismen im Garten: Von Chemie zur Natur
Gestärkt in seiner Annahme, dass Mikroorganismen im allgemeinen Stoffkreislauf eine große Rolle spielen, kehrte Higa dem chemieträchtigen Pflanzenbau den Rücken und stürzte sich in die Erforschung der mikroskopisch kleinen Lebewesen. Im Laufe seiner Arbeit definierte er eine Mischung aus 13 verschiedenen Bakterienstämmen – hauptsächlich Milchsäurebakterien, Hefepilze und Photosynthesebakterien – die mit gemeinsamen Kräften viel Positives bewirken können. Wenn die direkte Nachbarschaft stimmt, sollen die Mikroben in der Lage sein, ihre überall in der Natur vorkommenden Artgenossen zu unterstützen und so für einen hoch fruchtbaren Boden und starke Pflanzen zu sorgen.
Gute Mikroben, schlechte Mikroben und die Opportunisten
Um das Funktionsprinzip der effektiven Mikroorganismen zu verstehen, muss man erst einmal die grundlegenden Fakten über die kleinen Lebewesen kennen. Es gibt drei Sorten von Mikroorganismen:
- Die Guten: Aufbauende Mikroben, zu denen auch die EM gehören, fördern Gesundheit, Wachstum, Wohlbefinden und Regeneration. Sie verhindern Fäulnis, Schimmelbildung und Oxidation und repräsentieren nur circa 5 % aller Mikroorganismen.
- Die Bösen: Pathogene Mikroorganismen, verantwortlich für Krankheiten, Schwäche, Fäulnis und unangenehme Gerüche. Auch sie machen nur etwa 5 % aller Mikroorganismen aus.
- Die Opportunisten: Sie kommen in einer überwältigenden Mehrheit vor (90 %) und bleiben neutral, solange sich das mikrobielle Umfeld im Gleichgewicht befindet.
Wie funktionieren Mikroorganismen?
So lange die guten und die schlechten Mikroben im gleichen Verhältnis vertreten sind, herrscht Harmonie. Verschieben sich die Proportionen allerdings in die eine oder andere Richtung, schließen sich die neutralen Mikroorganismen – auch Mitläufer genannt – sofort den Stärkeren an und übernehmen auch deren Eigenschaften. Gewinnen also die pathogenen Mikroorganismen die Oberhand in einem Milieu, wachsen sie auch exponentiell – flankiert durch die Opportunisten. Wenn das keine Assoziationen zur menschlichen Welt weckt….
EM für ein positives Milieu
Durch die Zugabe von den regenerativen Mikroorganismen kann man der negativen Entwicklung entgegenwirken und ein positives, aufbauendes Milieu schaffen. Mit Milieu ist dabei jedes mikrobielle Umfeld gemeint – ob Magen-Darm-Trakt, Haut, Gartenteich, Hochbeet oder Spüle. Überall in der Natur kommen alle drei Arten von Mikroorganismen vor. Was Teruo Higa im Agrarbereich initiiert hat, wurde heute auf zahlreiche Lebensbereiche erweitert.
Effektive Mikroorganismen bei Hund und Katze
Gerade Hunde und Katzen werden – in gutem Glauben – von ihren Haltern oft mit Wurmtabletten, Antibiotika, Spot Ons und Schmerzmitteln traktiert. All das schwächt die Darmflora und bringt den Magen-Darm-Trakt aus dem Gleichgewicht. Effektive Mikroorganismen wirken regulierend auf die Verdauungsaktivität unserer Tiere. Mit Futter eingenommen, siedeln sich EM im Darm an, verdrängen pathogene Keime und hemmen die Neubildung weiterer krankmachenden Mikroben. Gleichzeitig erhöhen sie die Bioverfügbarkeit der aus der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe. Die kleinen Helfer zerkleinern nämlich die Lebensmittel nicht nur, sondern reichern sie durch Stoffwechselprozesse mit Vitaminen und Enzymen an. So eignen sich effektive Organismen bei Hund und Katze nicht nur therapeutisch – zum Aufbau der gestörten Darmflora –, sondern zur regelmäßigen Einnahme. Sie fungieren als Gegengewicht zu der abnehmenden Wertigkeit und Nährstoffvielfalt der Lebensmittel, die durch Industrialisierung, Überdüngung, Pflanzenschutzmittel und Monokulturen eine niedrigere Qualität haben und vom Körper schlechter verwertet werden können.
Effektive Organismen: Anwendung im Garten und zu Hause
EM sind fast universell einsetzbar: Nach meinen ersten unbeholfenen Schritten – die bräunliche Mixtur muss man immer in einem bestimmten Verhältnis mit Wasser verdünnen – verwende ich sie für den Garten, zum Putzen, Kompostieren oder für die Rohrreinigung. Im Garten sorgen sie für Bodenfruchtbarkeit und beschleunigen die Kompostierung meines Bio-Mülls. Meine Pflanzen scheinen stärker zu sein – sie gehen jedenfalls nicht mehr so oft ein, wie früher. Einen grünen Daumen habe ich nämlich leider nicht.
Auch mein kleiner Folienteich hat seine traurige Trübung verloren, nachdem ich eine Tasse EM reingekippt habe. Ich sprühe mit EM regelmäßig die Toilette ein und die Hundeschlafplätze ein – die Mikroorganismen ernähren sich teilweise von Schmutz und binden unangenehme Gerüche.
EM zum Trinken
Auch wenn sich in der trüben Flüssigkeit immer Mikroorganismen befinden, so eignen sich nur wenige der Mixturen zum Trinken. Als Nahrungsergänzung sollen nur die EM eingenommen – oder den Tieren verabreicht werden – die als probiotische Nahrungsergänzungsmittel gekennzeichnet sind. Die Zusammensetzung der Bakterienstämme, aber auch die Verträglichkeit der auf dem Markt erhältlichen EM-Produkte unterscheiden sich nämlich je nach Verwendungszweck. Bodenaktivatoren oder EM-Putzhelfer eignen sich nicht zum Trinken.
Wieso fermentiert?
Die EM-Mixtur beinhaltet unter anderem Fermentprodukte, die man auch unmissverständlich riechen kann. Wer, so wie ich aus Polen kommt, ist mit der Fermentierung von Lebensmitteln bestens vertraut. Als Kind durfte ich beim Einlegen von Weißkohl mitmachen und bediente mich auch regelmäßig aus dem Riesenholzfass mit fertigem Sauerkraut, das bei meiner Oma im Flur stand. Wir haben auch Gurken, rote Beete, Paprika, Kürbis oder Wildkräuter fermentiert, ohne dass ich mir der gesundheitlichen Vorteile bewusst war. Der Fermentationsprozess stellt nämlich nicht nur eine uralte Form des Haltbarmachens dar. Bei der Fermentierung entstehen auch wertvolle B- und C-Vitamine und milchsauer vergorene Lebensmittel fördern eine gesunde Darmflora. Effektive Mikroorganismen als Nahrungsergänzungsmittel in der Flasche sind also nichts anderes als ein probiotisches Lebenselixier – fertig zum Trinken, ganz ohne Aufwand.
Fazit
EM eignen sich gleichermaßen als naturbasierte Gesundheitsvorsorge für Mensch und Tier wie auch als Bodenaktivator, Wachstumsverstärker, Kompostbeschleuniger, biologischer Haushaltsreiniger oder Geruchskiller. Effektive Mikroorganismen sind ökologisch unbedenklich, wirken antioxidativ und greifen die Haut nicht an. Richtig angewendet, sorgen für gesunde Darmflora, Fleckenfreiheit, wunderschönen Garten und ein regeneratives Mikroklima. Laut zahlreichen Quellen bleiben all die Naturphänomene bis heute ohne einen wissenschaftlichen Beweis. Doch brauche ich belegbare Zahlen, wenn ich die Ergebnisse jeden Tag greifbar nah bewundern kann?