Ein Hundeklo hatte ich noch nicht auf dem Schirm. Ich wusste nicht einmal, dass es so etwas auf dem Markt gibt. Nach einer Hundetoilette gefragt, würde ich höchstens an Halter denken, die aus Faulheit ihre Tiere nicht ausführen, sondern wie Katzen behandeln. Wie krank muss das denn sein? Doch gerade eine Krankheit meines Hundes hat mich eines Besseren belehrt.

Die Vorgeschichte: Ein spezieller Hund

Als ich Kreska, ein armes altes Dreibein aus Rumänien, aufgenommen habe, wusste ich bei Weitem nicht, was auf mich zukommt. Ich konnte mit ihrer Taubheit gut umgehen und auch die fortschreitende Blindheit hat mich nicht gestört. Was ich aber nicht erwartet habe, war die Tatsache, dass die zierliche und stark unterernährte Hündin die vier Stufen vom Hausflur in den Garten leider nicht von alleine schafft. Nachdem sie zwei Mal von der Treppe heruntergepurzelt ist, hat sie eine tiefe Abneigung gegen die Steinstufen entwickelt und sich von einen Tag auf den anderen entschieden, lieber im Wohnzimmer zu pinkeln. Auch eine spezielle Antirutschfolie, die ich im Fachhandel gekauft und an den Stufen aufgeklebt habe, hat keinen Erfolg gebracht. Entweder war ich schnell genug, um Kreska herunter zu tragen, oder wurde ich – mehrmals am Tag und auch nachts – mit einer Pfütze auf dem Laminat konfrontiert. Das Wohnzimmer sah eine kurze Zeit später wie ein Schlachtfeld aus, fast vollständig mit alten Handtüchern ausgelegt. Kein schöner Anblick und unhygienisch dazu. Als ich einer Freundin mein Leid geklagt habe, schlug sie mir eine Hundetoilette vor. Wie bitte? Ein Hundeklo in der Wohnung? Eine Katzentoilette kannte ich – aber ein Hunde-WC? Wie soll das denn aussehen?

Hundetoiletten im Handel: WC-Geschäft brummt

Als ich „Hundeklo“ im Google eingetippt habe, hat mich die emsige Suchmaschine mit knapp 200.000 Ergebnissen regelrecht erschlagen. Wie es aussieht, hat sich der Markt in dieser Sparte tatsächlich an mir vorbei entwickelt. Das ist selten – ich kriege sonst auch die seltsamste Entwicklung der Branche sehr schnell mit. Dass Hundetoiletten in den unterschiedlichen Ausführungen den Markt überfluten, hat mir einen Denkstoß verpasst. Pinkeln sich deutsche Hunde etwa so kontrolliert und zivilisiert durch ihr Leben? Ist Gassigehen out?
Im Netz hab ich gleich verschiedene Lösungen gefunden:

  • Klassisch: Hartschalen aus Kunststoff mit Hundestreu
  • Es lebe Einweg: Kunststoff-Wannen mit austauschbaren Urin-Pads
  • Für Faule: Eine Art Laufband mit Papierrollen – ein selbstreinigendes Hunde-WC
  • Plastik-Kästen mit Kunstgras
  • Natürlich: Karton- und Holz-Unterlagen mit echtem Gras

Indoor-Rasen als Hundetoilette: Stück Natur mitten im Zimmer

Hundeklo von Carnilo

Das Hundeklo von CARNILO wird in einem Karton geliefert, das an eine überdimensionale Familienpizza erinnert

Da ich Plastik so gut es geht vermeide und unnütze Erfindungen wie selbstreinigend ablehne, hatte ich ausnahmsweise keine Qual der Wahl. Die Idee, echtes Gras im Wohnzimmer als Hundetoilette zu haben, gefiel mir auf Anhieb. Auch die Herausforderung, meiner Hündin beizubringen, ihre Geschäfte im Gras zu erledigen, kam mir – im Verhältnis zu ungemütlichen und artfremden Kunststoffbehältern – eher unkompliziert vor. Ich bestellte das Hundeklo mit Rollrasen von CARNILO. Das gelieferte Paket hatte das Format einer überdimensionierten Familienpizza: sehr groß und sehr flach. Nach dem Öffnen begrüßten mich Gummi-Handschuhe und die Notiz: „Hallo lieber Fellnasenfreund. Vielen Dank, dass Du CARNILO gekauft hast. Das freut uns sehr und wir haben unser bestes gegeben, dir ein perfektes Produkt zu schicken. Da es sich bei CARNILO um ein natürliches Produkt handelt, kann es aber trotz alle Bemühungen dazu kommen, dass das Produkt zu trocken oder gar verdorben geliefert wird. Das ist keines Falls unsere Absicht und natürlich liefern wir in einem solchen Fall umgehend Ersatz. Bitte melde Dich dann einfach bei uns direkt und wir kümmern uns schnellstmöglich um Deine Ersatzlieferung“. Das gelieferte Gras war einwandfrei, ich musste mich also um keinen Ersatz bemühen. Die erste Hürde war genommen.

CARNILO im Einsatz: Wie löse ich das Pinkelproblem?

Hundeklo mit Rollrasen

Das Hundeklo mit Rollrasen: Kleine Wiese für Zuhause

Das knallgrüne Stück Rasen, gebettet auf einem dicken, von außen unsichtbar mit Folie ausgelegten, flachen Karton hat sich harmonisch in die Zimmereinrichtung eingefügt und duftete herrlich nach frischem Gras. Auch Kreska hat sich von der unerwarteten Natur mitten im Zimmer begeistern lassen – allerdings anders als gedacht. Kaum ausgepackt und aufgestellt, ruhte schon die kleine Rumänin genüsslich auf der Mini-Wiese und ging aufs Klo etwas weiter weg, vorzugsweise unter den Wohnzimmertisch. Ich freute mich zwar ob des bequemen Naturbettes für die Hündin, das Pinkel-Problem war aber nach wie vor nicht gelöst. Gemäß der Bedienungsanleitung versorgte ich das Gras täglich mit frischem Wasser und sinnierte beim Besprühen über meine Möglichkeiten, einem tauben und fast blinden Hund gute Manieren beizubringen.

Der Erfolg: Manche mögen’s Gras

Meine Versuche, die alte Dame in dem Moment auf das Gras-Klo zu setzen, als sie Anstalten machte, ihr Geschäft auf dem Boden zu verrichten, schienen nicht zu fruchten. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass der unfreiwillige Ortswechsel – ich musste Kreska schnell von ihrer selbst gewählten auf die vom mir bevorzugte Toilette tragen – das ohnehin schon gestresste – Tier zusätzlich aufregte. Wie groß war meine Verwunderung und Erleichterung, als Kreska eines Tages – mir nichts dir nichts – ihr Körbchen verließ und ins Gras pinktelte, als hätte sie das schon immer gemacht. Wäre sie nicht taub, hätte sie in dem Moment eine überschwängliche Lobeshymne auf ihre geistigen Qualitäten und die gute Kinderstube gehört.

Gras im Karton: Für wen geeignet?

Hunde-WC für Zuhause

Das Hunde-WC muss täglich gewässert werden, riecht aber nach frischen Gras und wird von Hunden geliebt

Die Erfahrung mit Kreska hat mir die Augen für besondere Bedürfnisse von Hunden und ihren Haltern geöffnet. Einem alten oder kranken Hund kann eine Haustoilette das Leben wesentlich erleichtern, gerade wenn man keinen Garten zur Verfügung stehen hat oder dieser durch für das Tier unüberbrückbare Hindernisse unzugänglich ist, wie in meinem Fall. Auch als Welpenklo zum Üben der Stubenreinheit eignet sich das Gras im Karton bestens, ganz besonders dann, wenn man auf dem Weg nach draußen mehrere Stockwerke überwinden muss. „ CARNILO hilft ganz sicher bei der Frage, wie kriege ich meinen Welpen stubenrein“, erklärt Katharina Capellmann, die Gründerin. „Es ist aber auch ganz oft so, dass ältere Hunde eine Inkontinenz entwickeln oder verletzte Tiere temporär bewegungseingeschränkt sind. Und dafür ist CARNILO die perfekte Lösung.“ Bei stubenreinen und gesunden Hunden soll das grüne Örtchen nicht etwa den täglichen Auslauf ersetzen – das kommuniziert das junge Unternehmen auch auf ihrer Webseite.

CARNILO-System für häusliche Graspinkler: Das steht zur Verfügung

Das CARNILO-Hundeklo gibt es in zwei Größen und zwei Ausführungen. Die Standardversion ist 80 x 60 x 3 cm groß, die XL-Variante besteht einfach aus zwei Wiesenstücken, die man nebeneinander stellt und misst 120 x 80 x 3 cm. Neben dem Pappkarton kann man das Hunde-WC mit einer Holzunterlage bestellen: Das sieht wesentlich edler aus. Wer ein Abo wählt – drei oder sechs Lieferungen -, kann zwischen fünf und acht Prozent sparen. Das Intervall ist ebenfalls flexibel: neben einmalig wird die Grastoilette je nach gewähltem Rhythmus wöchentlich, alle zwei oder alle drei Wochen geliefert. Laut Hersteller hält die häusliche Pinkelwiese zwischen zwei und drei Wochen lang.

Das Hundeklo mit Rollrasen: Vor- und Nachteile

Vorteile:

Vorteile

  • echtes Stück Wiese für Zuhause
  • muss nicht gereinigt werden
  • angenehmer (und umweltfreundlicher!) als Kunststoff
  • minimaler Plastik-Einsatz (Karton mit Folie ausgelegt)
  • kann im Bio-Müll entsorgt oder kompostiert werden (ohne Karton)
  • keine Zusatzverpackung (Deckel dient als Unterlage für den Boden

Nachteile:

Nachteile

  • muss täglich gewässert werden
  • muss regelmäßig ausgetauscht werden
  • hält je nach Hundegröße und Standort nur zwei bis drei Wochen

 

 

Fazit

Das grüne Hundeklo hat mir sehr gute Dienste erwiesen und war – anders als Kunststoff-Alternativen – ein angenehmer Hingucker im Wohnzimmer. Dafür nahm ich auch das tägliche Wässern gerne in Kauf. Meine alte, kranke Hündin hat das Stück Wiese sichtlich genossen – für unterschiedliche Aktivitäten. Über den Pinkel-Erfolg und das verschonte Laminat konnte ich mich leider nicht lange freuen. Nach drei Monaten bei uns ist die Hündin zunehmend schwächer geworden, bis sie sich – trotz meiner Versuche, sie aufzupäppeln – völlig aufgegeben hat. Kurz vor Weihnachten 2018 wechselte sie dauerhaft ihren Standort und weilt nun in einem besseren Universum. Das nach zwei Wochen im Einsatz immer noch recht frische Gras habe ich auf ihrem Grab eingepflanzt. Der kleine Pechvogel, der in seinem Leben kaum Freude genießen durfte, hat wenigstens jetzt ein Stückchen Wiese aus Gras und Moos, auf der sie ausgiebig toben oder ruhen kann. Oder pinkeln.

Video: Carnilo, das Hundeklo bei „Das Ding des Jahres“