Das Münchner Unternehmen „Wildsterne“ hat mir angeboten, sein Bio-Nassfutter zu testen. Meine Hunde haben den Geschmackstest von Bio Rind, Bio Huhn und Bio Pute bereitwillig übernommen, ich habe die Zusammensetzung der Hundenahrung unter die Lupe genommen.

Das Leben ist schon ungerecht: Meine zwei verfressenen Hunde dürfen das Bio-Hundefutter der Münchner Marke „Wildsterne“ genüsslich testen – mir bleibt die Recherche und das Schreiben. Nicht, dass ich nun lieber das Dosenfutter auslöffeln würde. Eine etwas ausgewogenere Aufgabenverteilung zwischen Hund und Halter fände ich aber auf Dauer sicherlich besser. Mindestens einkaufen gehen könnten die Hunde doch selbst. Oder die Einkaufstüten schleppen. Meinetwegen.

Alleinfuttermittel für Hunde: Was ist bei „Wildsterne“ drin?

Da mir das Thema „bio“ sehr unter die Haut geht, habe ich mich der Herausforderung doch gerne gestellt, etwas tiefer hinter die Kulissen eines Hundefutter-Herstellers zu schauen (ohne den investigativen Journalismus betreiben zu wollen). Die allererste Frage, die sich ein verantwortungsvoller Hundehalter stellt, ist: Was ist in der Dose drin? Alle drei Futtersorten riechen sehr natürlich, eher dezent als aufdringlich – selbst für eine Vegetarierin kein unangenehmer Geruch. Das Futter lässt sich leicht aus der Dose herausnehmen, es bleiben keine lästigen Reste, die man mühsam herauskratzen soll. Die Konsistenz ist recht flufig. Auf allen Etiketten von dem „Wildsterne“ Bio Dosenfutter lese ich:

Bio Hundefutter Wildsterne im Test

Das Bio-Nassfutter der Marke Wildsterne im Test: getreidefrei und hypoallergen (© Foto: Kinga Rybinska)

  • ohne künstliche Konservierungs-, Farb- und Geschmacksstoffe
  • ohne pflanzliche Nebenerzeugnisse
  • ohne Gentechnik gemäß Verordnung
  • ohne Tiermehl
  • beste Qualität
  • präbiotisch & probiotisch wirkend

Während einiges davon mittlerweile Standard geworden ist und mich nicht überwältigt, wecken manche Unterpunkte doch nun mein Interesse, wie etwa „präbiotisch & probiotisch wirkend“.

Präbiotisches und probiotisches Hundefutter?

Bio Hundefutter Huhn von „Wildsterne

“Bio Hundefutter Huhn von „Wildsterne“ (© Foto: Kinga Rybinska)

Präbiotika sind Ballaststoffe, die das Wachstum von Darmbakterien und anderen Mikrorganismen anregen, um die Verdauung zu regulieren. In der Natur kommen Präbiotika beispielsweise in Chicoree, Zwiebeln, Schwarzwurzeln oder Pastinaken vor. Sie sorgen also ganz natürlich für eine Stärkung der Darmflora. Es gibt außerdem auch künstlich zugesetzte Präbiotika. Als probiotisch wiederum (aus dem Griechischen: pro bios = für das Leben) bezeichnet man bestimmte (Milchsäure-) Bakterien, die nach der Aufnahme mit der Nahrung im Darm positive Wirkungen hervorrufen sollen. Den Ausdruck „präbiotisch & probiotisch wirkend“ verdankt das Bio-Hundefutter von „Wildsterne“ offenbar dem Topinambur, deren wichtiger Inhaltsstoff Inulin eben ein Präbiotikum ist. Topinambur gehört der selben Gattung wie Sonnenblume und ist eine recht robuste Pflanze, die sogar das Unkraut verdrängt. Sie hat Wurzelknollen, die etwas süßlicher als Kartoffeln schmecken. Mit 0,5 % Anteil an Topinambur in dem Futter dürfte sich seine präbiotische Wirkung allerdings sehr in Grenzen halten. Ich bewerte den Ausdruck „präbiotisch & probiotisch wirkend“ als einen wohl klingenden Marketing-Slogan und nicht weiter schlimm.

Hypoallergenes Hundefutter

Das Bio Hundefutter Rind von „Wildsterne“

Das Bio Hundefutter Rind von „Wildsterne“ (© Foto: Kinga Rybinska)

Etwas länger bleibe ich bei der Formulierung „ohne pflanzliche Nebenerzeugnisse“ hängen. Bei dem etwas schleierhaften Ausdruck handelt es sich um diverse Nebenprodukte, die bei der Verarbeitung von Getreide, Hülsenflüchten und anderen pflanzlichen Nahrungsmitteln anfallen. Das könnten Erdnuss-Schalen, Rübenschnitzel oder Melasse sein, aber auch Abfallprodukte wie Sägemehl, Stroh, Wurzeln, Grannen, Pressrückstände aus der Ölgewinnung. Brrr…
Sehr schön, dass es sie bei „Wildsterne“ Bio Futter nicht gibt. Allerdings erst auf der Webseite – und nicht auf dem Dosenetikett – finde ich die Information, dass „alle Sorten von Bio Nassfutter glutenfrei“ sind. Diese Notiz fände ich deutlich wichtiger als die prä-/probiotische Wirkung. Auch die Tatsache, dass das Bio Nassfutter ausschließlich Fleisch einer Tierart enthält, wird ausschließlich online kommuniziert. Sowohl die Monoprotein-Quelle als auch die Glutenfreiheit sind besonders bei Futtermittelallergien wichtig. Ich finde es sehr gut, dass „Wildsterne“ darauf achtet und ein hypoallergenes Hundefutter anbietet. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das Unternehmen nicht zu viel Deduktion von den Käufern erwartet, die anhand der sorgfältig studierten Zusammensetzung selbst schlussfolgern müssen. Die Devise „Tue Gutes und sprich darüber“ wäre hier genau richtig. Marketingmäßig könnten die Münchner noch etwas aufholen, finde ich. In eigenem Interesse.

Bei der eigentlichen Zusammensatzung erfahre ich dann folgende Details.

Bio Pute enthält:

  • 60% Bio Pute
  • 35 % Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse aus der Bio-Lebensmittelproduktion
  • 2 % Bio-Kartoffel
  • 2 % Bio-Karotte
  • 0,5 % Bio-Sonnenblumenöl
  • 0,5 % Bio-Topinambur-konzentrat

Gesamtfleischanteil: 95 %

Bei Bio Rind finden sich:

  • 60% Bio Rind
  • 35 % Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse aus der Bio-Lebensmittelproduktion
  • 4 % Bio-Kartoffel
  • 0,5 % Bio-Sonnenblumenöl
  • 0,5 % Bio-Topinambur-konzentrat

Gesamtfleischanteil: 95 %

Bio Huhn hat:

  • 60% Bio Huhn
  • 35 % Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse aus der Bio-Lebensmittelproduktio
  • 2 % Bio-Hirse
  • 2 % Bio-Reis
  • 0,5 % Bio-Sonnenblumenöl
  • 0,5 % Bio-Topinambur-konzentrat

Gesamtfleischanteil: 95 %

Hundefutter mit hohem Fleischgehalt“ gehört unter den Hundehaltern zu gefragten Produkten. Das erfüllt das Bio-Dosenfutter von „Wildsterne“ allemal.

Tierische Nebenerzeugnisse

Etwas stutzig werde ich bei der Zeile „tierische Nebenerzeugnisse“. Von so einem Unternehmen hätte ich spontan eine Volldeklaration, also eine offene und detaillierte Preisgabe aller verwendeten Zutaten erwartet. Eine Nachfrage bei „Wildsterne“ bringt Licht ins Dunkle:
Auf unserer Website gib es zu allen Dosen die exakte Zusammensetzung bzw. Volldeklaration“, erklärt die für die Produktentwicklung zuständige Tierärztin Matina Morber.
Hinter dem Begriff ‚tierische Nebenerzeugnisse‘ verbergen sich im Falle von Pute Puten-Mägen, -Leber, -Herzen und -Lungen. Auf den Dosen selbst haben wir diese Informationen nicht als Volldeklaration angegeben, da der exakte Wert durchaus auch mal etwas variieren kann und wir dann nur auf der Website die Werte anpassen müssen, nicht jedoch komplett neue Etiketten benötigen.“

Die Erklärung finde ich zwar plausibel, aber nicht verkaufsfördernd. Tierische Nebenerzeugnisse können schließlich neben wertvollen Tierteilen – wie das bei „Wildsterne“ praktiziert wird – auch Schlachtabfälle wie Federn, Hufe, Wolle, Pelztierkadaver, Därme, Urin, Hirn oder Rückenmark enthalten. Spontankäufer, die sich vorher nicht online informieren, könnten gegebenenfalls zur Dose einer anderen Firma greifen.

Bio ist nicht gleich bio

Kunden, die auf „bio“ setzen, werden bei dem Bio-Hundefutter von „Wildsterne“ nicht enttäuscht: Auf den Dosen findet sich das sechseckige, deutsche staatliche Bio-Siegel, das 2001 eingeführt wurde. Das grün-weiß-schwarze Logo steht für Produkte, die ohne synthetische Pflanzenschutzmittel oder Dünger erzeugt werden und die keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Farbstoffe sowie Emulgatoren enthalten. Gentechnisch veränderte Organismen durften für die Herstellung nicht verwendet werden. Und die Tiere, die ja später in den Dosen landen, fressen ihr (kurzes) Leben lang ökologisch produzierte Futtermittel ohne Zusatz von Antibiotika und Anabolika. Das Fleisch für das Bio-Nassfutter stammt nach Angaben des Unternehmens von deutschen Biobauernhöfen, teilweise aber auch aus Österreich und Niederlanden. Das finde ich sehr schade, denn bei Bio-Fleisch aus dem Ausland stimmt schließlich die Öko-Bilanz nicht mehr. Mein Hund bekommt zwar ein gesundes Produkt von glücklicheren Tieren, aufgrund des Transportes leider aber die Umwelt.

Für interessierte Leser verweise ich hier auf den Artikel zu Bio-Produkten: Bio ist nicht gleich bio: Unterschiede bei Bio-Produkten

Die Entscheidung für oder gegen Bio-Lebensmittel ist schon für uns Menschen nicht leicht. Die Kreativität der Hersteller im geschickten Umgehen der geltenden Verordnungen und im Finden der Schlupflöcher im Gesetz ist nämlich grenzenlos. Konsumenten müssen sich mit Siegeln und Richtlinien auseinandersetzen, um die richtigen Bio-Produkte von der Bio-Massenware zu unterscheiden. Und jetzt das Ganze auch noch für den Hund? Geht Bio für den Hund nicht zu weit?

Bio-Futter für den Hund

Viele Leser – egal ob Tierhalter oder nicht – haben spätestens jetzt einen tiefen Seufzer ausgestoßen und verächtlich die Augen verdreht. Bio für den Hund, wenn Kinder in Afrika Hunger leiden? Diese Argumentation kenne und missachte ich. Wenn wir danach gehen würden, müssten wir auch aufhören, uns zu vermehren, und statt dessen engagiert afrikanische Waisen adoptieren, um so den armen Kindern eine Familie zu bieten und der Übervölkerung vorzubeugen.
Konsequente Bio-Ernährung ist eine Glaubensfrage, finde ich. Es geht schließlich nicht nur um die – eigene oder des Haustieres – Gesundheit, sondern auch um die Lebensbedingungen der Nutztiere, die für alle Fleischesser unter uns sterben müssen. Menschen, die auf gesunde Ernährung setzen, essen Bio-Produkte, weil sie weitgehend frei sind von Pestiziden, Fungiziden und anderen Chemikalien. Für Bio Hundenahrung gilt ja nichts Anderes: Sie ist gesund und versorgt den Hund mit wichtigen Nährstoffen, ohne ihn zu belasten. Angesichts der unterirdisch niedrigen Preise für herkömmlich produziertes Fleisch und der wohl dauerhaft gestörten Zahlungsbereitschaft der Durchschnittskonsumenten dreht sich die Frage nach „Bio oder nicht“ allerdings fast immer um den Preis. Ganz besonders beim Hundefutter. Wie viel Bohei soll man denn schließlich um die Köter machen?

Wie teuer darf denn bio sein?

Nun, die Preisfrage ist sicherlich – jedenfalls für die meisten von uns – von entscheidender Bedeutung. Der Preis für Bio-Hundenahrung liegt zweifellos deutlich höher als der vom Billigfutter. Doch wie bei allen fair oder aufwändig produzierten Lebensmitteln (und anderen Bio-Artikeln) ist er auch berechtigt. So kostet eine 410 g Dose Bio Rind von „Wildsterne“ 3,36 EUR, Bio Huhn 3,18 EUR und Bio Pute 3,25 EUR. (Zum Vergleich: Defu 410 g Rind, Hund oder Truthahn kosten je 3,39 EUR). In dem Preis stecken unter anderem höhere Unterhaltungskosten der Nutztiere (mehr Platz im Stall, Zugang zum Grünauslauf und besseres Futter).

Warum ist bio besser?

Wer mit „bio“ gleich „glückliche Tiere“ assoziiert, wird oft enttäuscht: Auch Bio-Landwirte sind meist keine Idealisten. Eine dauerhafte Landidylle aus duftenden Wiesenblümchen und frischem Stroh genießen auch Bio-Tiere nur selten. Doch obwohl „Bio-Fleisch“ in der Regel nicht aus dem Tierparadies stammt, so ist die Tierhaltung in einer ökologischen Landwirtschaft (gemäß EU-Öko-Verordnung) nun wirklich besser als die herkömmliche. Die Ställe sind dreidimensional eingerichtet: mit erhöhten Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten. Die Tiere leben länger, haben im Stall mehr Fläche zur Verfügung und viel weniger Artgenossen um sich herum. Sie bekommen regelmäßig Auslauf und dürfen nicht auf Akkord gemästet werden. Die EU-Öko-Verordnung schreibt hier eine Mindestmastdauer für Puten von 100 und für Truthähne von 140 Tagen vor.
„In der Regel beträgt die tatsächliche Mastdauer aber sogar 140 bis 180 Tage“, teilte Matina Morber auf Nachfrage mit. So beugt das Gesetz gravierenden Skelett-Missbildungen vor, die aufgrund des schnell wachsenden Körpergewichts entstehen. Die Schnäbel dürfen bei Bio-Putenhaltung grundsätzlich nicht gekürzt werden, bei konventioneller Haltung ist das nicht nur erlaubt, sondern auch eine traurige Regel. Der Landwirt darf nur natürliche Dünger und Pflanzenschutzmittel zur Futterherstellung verwenden, so dass Biofleisch keine gesundheitsschädlichen Rückstände enthält. Auch der Einsatz von Tiermehl ist streng verboten. Im Falle einer ernsten Krankheit dürfen zwar auch Biolandwirte Antibiotika einsetzen, müssen aber vor der Schlachtung doppelt so lange Wartefristen einhalten wie konventionelle Mäster. Das Fleisch von Biorindern enthält doppelt so viele gesunde Omega-3-Fettsäuren wie das von Artgenossen aus konventioneller Haltung.

Mein Fazit zum Bio-Hundefutter von „Wildsterne“

Ich bin überzeugte Barferin und finde die Hundeernährung mit frischem Fleisch sowie Obst und Gemüse am natürlichsten und somit am gesündesten. Wir Menschen ernähren uns schließlich auch nicht aus Tuben und Tütchen (es sei denn, wir sind gerade als Kosmonauten im Weltall unterwegs oder besitzen nicht genug IQ, um den Unterschied zwischen verpacktem Fast Food und frischem Slow Food zu erkennen). Nicht desto trotz greife ich immer wieder zu Fertigfutter: Entweder weil ich in meinem stressigen Selbständigen-Dasein vergessen habe, rechtzeitig das Frischfleisch aufzutauen. Oder aber, wenn ich mich auf Reisen befinde und das Schleppen von frischem Fleisch mit erheblichen Unannehmlichkeiten und ggf. Geruchsbelästigung verbunden ist.
Nach der Testphase von „Wildsterne“ Bio Nassfutter kann ich mit reinem Gewissen feststellen: Es ist ein transparentes Unternehmen, das hochwertiges Hundefutter produziert. Meine Hunde haben den Doseninhalt nicht nur im Nu inhaliert, sondern auch gut vertragen. Nach dem Bio-Input war der Output auch normal gesund.

VorteileSehr gut: Bio-Fleischqualität, sehr hoher Fleischgehalt, durchgängige Bio-Produkte (Fleisch, Gemüse, Öl), sehr gute Verträglichkeit

Schön: Das Design

Positiv: Transparente Kommunikation auf Nachfrage, schnelle Reaktionszeit

Nachteile

Verbesserungswürdig: Die Information über Mono-Protein-Quelle und Gluten- / Getreidefreiheit gehört in meinen Augen auf das Dosenetikett. Auch eine Volldeklaration sollte nicht nur online zu finden sein, sondern auch auf den Dosen.

Wünschenswert: Genial wäre, wenn alle Produkte von „Wildsterne“ – von Trockenfutter über Nassfutter bis zu Kauartikeln und Leckerlis – das Prädikat „bio“ tragen würden. Das wäre für mich der richtig konsequente Weg. Gut für die Umwelt wäre auch, wenn das Bio-Fleisch ausschließlich aus Deutschland, bestensfalls aus Bayern kommen würde.