Hundebetten: Hound & Nature unter der Lupe

Am Starnberger See ist vor kurzem eine Marke entstanden, die das Potenzial hat, ihre Mitbewerber abzuhängen. Halten die Hundebetten von „Hound & Nature“, was sie versprechen?

Hunde schlafen durchschnittlich 20 Stunden am Tag – ein Körbchen ist für die faulen Socken also gewissermaßen ihr Lebensmittelpunkt. Es wundert also nicht, dass Frauchen und Herrchen viel Aufheben darum machen, worauf ihre Schützlinge liegen. Ein gutes Hundebett muss kuschelig sein und bequem, für ältere, kranke oder große Vierbeiner gerne auch orthopädisch. Viele suchen gezielt nach einem Kissen mit üppigem, weichem Rand, damit der Hund gemütlich den Kopf ablegen kann. Andere setzen auf minimalistische, flache Matten ganz ohne Schnickschnack. Manche schwören auf eckige Matratzen, andere auf runde. Seit geraumer Zeit sind auch hohe, ultraweiche Schlafplätze in Mode, in denen Tiere regelrecht einsacken. Und dennoch, trotz der regelrechten Marktüberflutung gab es im Handel einen Produkttyp nicht. Und zwar ein Hundebett, das gleichzeitig komfortabel und pflegeleicht wie stilvoll und nachhaltig ist.

Spießroutenlauf bei Hundebetten

Auf der Suche nach dem perfekten Hundebett war bisher stets ein Kompromiss nötig: optisch attraktiv, aber nur bis 40 °C waschbar; kuschelig, aber nicht orthopädisch; nachhaltig produziert, aber schmutzempfindlich; gelenkschonend, aber nicht in Gänze waschbar; komfortabel, aber aus China. Wie es so schön heißt: Einen Tod musste man immer sterben. Lange Jahre mit den unterschiedlichen Produktdefiziten konfrontiert, habe ich mich an den Zickzackkurs schon gewöhnt. Meist griff ich für meine zwei und später drei Hundemädels zu nachhaltigen, regional hergestellten Schlafplätzen, die nach kurzer Zeit leider recht fleckig und verschmutzt aussahen. Meine Fellfreunde sind nämlich zweifelsohne eng mit den Ferkeln verwandt und lassen helle Bezüge aus Naturstoffen sehr schnell sehr schmutzig aussehen.

Hunde-, menschen- und umweltfreundlich

Als ich dann von „Hound & Nature“ hörte und seine Eigenschaften online studierte, keimte in mir eine leise Hoffnung. Vielleicht hat es jemand – endlich, endlich – geschafft, ein Hundebett zu kreieren, das keine Kompromisse erfordert. Der „Jemand“ könnte Miriam Paetzold sein, die 2020 ihre Marke gegründet und über drei Jahre lang an der Produktentwicklung gefeilt hat. Das Ergebnis sind Hundeschlafplätze, die sicherlich ein wenig erklärungsbedürftig sind, wenn man ihre inneren Werte verstehen möchte. Der Blick hinter die Kulissen lohnt aber allemal. Ich habe die Ideengeberin von „Hound & Nature“ mit allen möglichen Fragen konfrontiert und anschließend auch zwei Hundeschlafplätze auf Herz und Nieren geprüft: Die Hundedecke „Davos“ in Dunkelgrau und das orthopädische Bett „Zermatt“ in Beige/Taupe. Mein Urteil – unvoreingenommen und unparteiisch – hätte nicht klarer ausfallen können: Die Produkte der bayrischen Marke sind hunde-, menschen- und umweltfreundlich:

• hundefreundlich: schadstofffrei, stabil, gelenkfreundlich, komfortabel
• menschenfreundlich: schmutzabweisend, pflegeleicht, bis 90 °C und in Gänze waschbar, stilvoll
• umweltfreundlich: Recycling und Upcycling innen, Restmaterialien außen, Produktion in Europa

 

 

 

Die Sache mit dem Polyester

Bei der Bestellung der Hundeschlafplätze von Hound & Nature musste ich einmal kurz innehalten. Wie war das mit dem Polyester? Das wollte ich doch eigentlich für immer aus meinem Leben – und dem meiner Hunde – verbannen. Und die Decken und Betten der jungen Marke bedienen sich auch dieses Materials. Allerdings greift die Gründerin – sehr bewusst – auf Recycling-Polyster zurück. Erstens schneidet Recyclingpolyester ökologisch deutlich besser ab, weil es nur die Hälfte an Energie für die Herstellung braucht. Und zweitens: Hochwertiges Polyester kann beinahe unendlich wieder recycelt werden. Das schont auch die endliche Ressource Erdöl. Zusätzlich kommt der bereites recycelte Kunststoff aus Abfällen der Textilindustrie – den Abschnitten der Faserteppiche, die für andere Schlafplätze produziert werden. Ein Grund genug, die Beschaffung der Hundedecken und -betten in Augenschein zu nehmen.

Polyester ist ein Kunststoff, der wasser- und energieintensiv aus fossilen Energieträgern gewonnen wird, hauptsächlich aus Erdöl, in China aber auch aus Kohle, was noch mehr luftverschmutzend ist. Das Material wurde bereits 1931- 1941 von dem bristischen Chemiker John Rex Whinfield und seinem Assistenten James Tennant Dickson entwickelt, zu Ruhm gelangte aber erst Anfang der 1970er Jahre. Polyester kommt bei Bekleidung und Einrichtungsgegenständen oder auch Plastikflaschen zum Einsatz.

Was ist Besonders an Hound & Hund?

Die Hundebetten sind in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich:

• durchdachte Zusammensetzung der Füllung
• dicht gewebte Bezüge aus Reststoffen
• robuste Vernähung
• Flexibilität (unterschiedliche Kissen für den gleichen Bettrahmen)
• Waschbarkeit (60-90 °C)
• Zerlegbarkeit (Teile abtrennbar und in Gänze waschbar)
• Recycling- & Upcycling-Elemente

Recycling- und Reststoffe

Das Innenleben der Liegen und Betten besteht aus textilen Zuschnittsresten, die bei der Produktion von sogenannten Faserteppichen anfallen. Damit werden die sogenannten Leftovers von der Entsorgung seitens der Textilindustrie gerettet, zusätzlich verstärkt und bekommen einen robust versteppten Bezug aus Baumwoll-Resten. Damit es noch interessanter wird: Die Faserteppich-Zuschnitte bestehen aus bereits recyceltem Polyester, das hier wieder upgecycelt wird. Für diesen Rückgewinnungsprozess eignen sich nur sehr hochwertige Fasern.

Modernes Innenleben

Da „Hound & Nature“ sehr transparent mit den Bestandteilen seiner Hundebetten umgeht, liest man in der Produktbeschreibung auch von „silikonisierten, spiralen Hohlfasern„. Hier ein kleiner Exkurs für die Nicht-Chemiker unter uns – eine gekürzte Darstellung der Erklärung, die Miriam geliefert hat.

• Die Silikonisierung verbessert die Gleitfähigkeit der einzelnen Fasern – das beugt der Verklumpung, gerade bei hohen Waschtemperaturen vor. Die Silikonschicht unterstützt auch den Back-to-shape-Effekt der Liegefläche: Auf diese Weise rutschen die Verbunds-Fasern immer wieder in die alte Netzstruktur zurück. Außerdem sind die Fasern so viel stabiler und langlebiger.
• Auch die spirale Form trägt zu dem Back-to-shape-Effekt bei: Wie die Spirale eines Kugelschreibers springen die Fasern immer wieder in die Ursprungsform zurück und vernetzen sich  mit den anderen „dauergewellten“ Fasern.
• Hohlfasern haben eine Zylinderform und einen Hohlraum und lehnen sich an die aus der Natur bekannte Form der Baumwoll- oder Wollfasern an, die innen auch immer hohl sind. Hohlfasern sind Allergiker freundlich, weil sie keine Nistmöglichkeiten für Milben bieten. Außerdem sind die stabil, elastisch, wärmeregulierend, waschbar und sehr lange haltbar.

„Polyesterfasern sollten auf keinen Fall im Müll landen, dafür sind sie viel zu schade. Daher machen wir das Upcycling mit aus PET-Flaschen recycelten Polyesterfasern und holen die ausgedienten Betten wieder zurück„, erklärt Miriam. Die Begeisterung für chemische Prozesse und den Wissensdurst hat sie von ihrem Vater, der eine Chemie-Koryphäe war und in Aachen ein Institut geleitet hat.

Festes Finish

Durch die Versteppung bzw. Verriegelung bleibt die Matratze immer fest und das Füllmaterial kann im Inneren weder wandern noch verkleben. Die Auflagefläche sackt nicht ein und der Hund liegt auf einem stabilen, orthopädischen Untergrund (orthopädisch sind „Zermatt“ und „Zürich“).

Punktverriegelung

Bei der Punktverriegelung bekommt die Hundematratze kleine, in gleichmäßigen Abständen gesetzte Einbuchtungen, die durch das Einstechen der Nadel an gleicher Stelle entstehen. Die Versteppung erinnert etwa an kleine Krater und schafft eine gelenkschonende Oberflächenspannung.

Strichverriegelung

Die Strichverriegelung ist ähnlich, nur statt der kleinen Dellen verlaufen hier parallel zueinander angeordnete Nähte, sodass die Hundekissen den aufblasbaren Matratzen mit länglichen Luftkammern ähneln. Die strichverriegelten Kissen sind weicher als die punktverriegelten.

Flexibel kombinierbar

Die eckigen Hundebetten mit kuschelig-weichem Rand – „Bern“, „Luzern“, „Zermatt“ und „Zürich“ – unterscheiden sich voneinander lediglich in der mitgelieferten Matratze, der Bettrahmen ist für alle vier Modelle gleich. Auf diese Weise kann man in einem Bett unterschiedliche Unterlagen verwenden – diese sind auch einzeln erhältlich. Das Hundebett „Zermatt“, was wir – die Hunde aus ihrer und ich aus meiner Sicht – getestet haben, besitzt das festeste Einlegekissen, das auf beiden Seiten aus fest gewebter Baumwolle besteht. Bei Bedarf kann man aber auch das Kissen von „Zürich“ hineinlegen, das auf der einen Seite mit Baumwolle und auf der anderen Seite mit anschmiegsamem Fleece bezogen ist. Die beiden stichverriegelten Matratzen „Bern“ und „Luzern“ sind weicher und entweder auf beiden Seiten mit Baumwolle oder aber mit Baumwolle und Fleece bezogen.

Der Hundefavorit

Dass die Schlafplätze von Hound & Nature hundefreundlich sind, zeigt unmissverständlich das Verhalten meiner Mädels: Sie stehen praktisch Schlange vor dem Bettchen. Schläft nur eine Hündin drin, legt sich eine zweite dazu (sie waren noch nie verkuschelt!) und die dritte wartet auf ihre Chance ganz in der Nähe. Das Bett ist so gut wie immer besetzt und das will was heißen, denn meine Hunde haben bisher oft auch direkt auf dem Boden im Haus oder im Garten verteilt geschlafen. „Zermatt“ hat es ihnen ganz offensichtlich angetan.

Wiederverwertung mit Charme

Auch die inneren Werte des Schlafplatzes überzeugen: Der Bezug aus Baumwolle ist OEKO Tex 100 zertifiziert und besteht aus Reststücken. „Ich wollte nicht, dass für die Hundebetten neue Stoffe hergestellt werden“, erklärt Miriam. „Stattdessen kaufe ich der Industrie die anfallenden Reststücke ab.“ Wirft man einen aufmerksamen Blick auf das Bett, so erkennt man ganz leichte Farbunterschiede zwischen dem Rahmen und dem Kissen. Das ist der unverwechselbare Charme der Resteverwendung. Minderwertige oder toxische Bestandteile, wie so häufig in Hundebetten, fehlen hier gänzlich. Und da sie nicht in China produziert werden, sind sie auch frei von den bedenklichen Containergasen, die zur Schädlingsbekämpfung in Überseecontainern eingesetzt werden.

Gut zu wissen:
Containergase weisen ein hohes Treibhauspotenzial auf und haben einen nicht vernachlässigenden Einfluss auf das Weltklima.

Schonend für die Nerven

Wer, wie ich, ältere Hunde an seiner Seite hat, kennt die physiologischen Herausforderungen des Alltags: Gelenk- und Inkontinenzprobleme gehören irgendwann mal dazu. Mit beiden Gesundheitsbeschwerden geht „Hound & Nature“ souverän um. Die feste, orthopädische Unterlage von „Zermatt“ bietet alten Knochen Halt und Komfort. Und der zusätzliche Schonbezug ist wasserabweisend, was meine älteste (14,5 Jahre) Hündin Fasa recht schnell unter Beweis stellte – ihr passieren kleine Mahleures leider immer häufiger. Zu fest geschlafen und schon wacht sie in einer kleinen Pfütze auf. Dank des Baumwoll-Überzugs musste ich nicht das ganze Bett waschen, sondern nur den Gummigesäumten Bezug der den Urin vom Kissen ferngehalten hat.

Pflegeleichter Waschmaschinenfreund

Im Gegensatz zu zahlreichen Hundebetten im Handel, lassen sich die Schlafplätze von „Hound & Nature“ bis 90 °C waschen. Aus Umweltgründen soll man Kochwäsche zwar vermeiden, die Stoffe sind aber dafür ausgelegt, auch hohe Temperaturen auszuhalten. 60°C reichen in den meisten Fällen, auch bei Urinflecken, um die Materialien hygienisch sauber zu bekommen. Einen echten Mehrwert bietet auch die Zerlegbarkeit des Bettes – eine Überraschung, die ich erst beim genauen Hinsehen entdeckt habe. Der dicke Rand ist auf der Innenseite mit einem recht gut versteckten Reißverschluss versehen. Dadurch lässt sich das längliche Kissen in Form einer Walze von dem Bettrahmen trennen und besser in einer Waschmaschine verstauen. Da der Baumwollstoff* extrem dicht verwebt ist, setzen sich Hundehaare darin nicht fest, sondern bleiben auf der Oberfläche. Es reicht dann schon mit der Hand drüber zu gehen und die Haarpracht, die sich zu kleinen „Schlangen“ zusammenrollen lässt, zu entfernen. Die glatte Oberfläche lässt sich auch ganz gut absaugen.

*Hinweis: Den Fleece-Bezug habe ich nicht getestet.

 

 

 

 

Optisch und haptisch edel

Die Hundebetten, Decken und Liegen sind je nach Modell in vier bis fünf Farben erhältlich: beige, hellgrau, anthrazit, dunkelblau und grün. Ihre schlichte Eleganz gepaart mit hochwertigem Finish und hoher Stoffqualität machen sie zu zeitlosen und stilvollen Einrichtungsgegenständen, die sich mühelos in jede Umgebung fügen. Die flachen Decken sind perfekt fürs Auto und im Urlaub, die Betten machen vor allem stationär Sinn. Es ist großartig zu sehen, dass Reststoffe und Textilabfall ein vergleichbar starkes Standing haben können wie neu produzierte Materialien. Endlich muss man auch bei grünen Produkten nicht auf das Design verzichten.

Gut für die Umwelt

Die “grüne“ Ausrichtung ihrer Marke war für Miriam unverzichtbar. Die Liebe zur Umwelt hat sie quasi mit der Muttermilch eingesaugt. „Ich bin durch meine Eltern sehr bewusst aufgewachsen, ohne es Nachhaltigkeit zu nennen“, erzählt Miriam. „Tiere und Pflanzen achten, eher mit dem Fahrrad fahren, als mit dem Auto, lieber in Europa Urlaub machen, als zu fliegen, keine neuen Sachen anschaffen, wenn es nicht sein muss, alte Dinge reparieren. Das war das Lebensmotto meiner Eltern.“ Das umweltbewusste Elternhaus beschert Miriam grüne Ideale, die sie sowohl bei ihrer vor 14 Jahren gegründeten Unternehmensberatung MANEMO, als auch bei „Hound & Nature“ in die Tat umsetzt. Bei ihren Hundebetten setzt die Fünfzigjährige konsequent auf die Reste- und Abfallverwertung von Rohstoffen und vermeidet jegliche toxische Substanzen. Das wirkt sich schonend auf endliche Ressourcen aus und reduziert die Umweltbelastung.

Vernünftige Nachhaltigkeit

Miriams sicheren Stand in Sachen Up- und Recycling ermöglichen ihre guten Kontakte in der Textilindustrie. So ist sie auf die Idee mit der Rettung der Leftovers von Faserteppichen gekommen und so hat sie auch den Produktionsstandort Kroatien ausfündig gemacht. Gepaart mit ihrem BWL-Studium und ihrer langjährigen Erfahrung als Unternehmensberaterin für nachhaltige Firmen hat das Konzept von „Hound & Nature“ durchaus das Potenzial, die Hundebranche zu revolutionieren. Denn das Jonglieren zwischen den Herausforderungen der Nachhaltigkeit und den Zwängen der Wirtschaftlichkeit kennt Miriam Paetzold zu Genüge. Heute kann sie aber besser mit der oft ernüchternden Realität umgehen. „Wenn Unternehmen allen Säulen der Nachhaltigkeit gerecht werden und wirtschaftlich arbeiten wollen, ist das oft utopisch“, so Miriam. „Man muss kleine Schritte wertschätzen und nicht alles auf einmal wollen.“ Das nennt sie „vernünftige Nachhaltigkeit“.

Mit ihrer Marke will Miriam anderen Hundehaltern ein Bedürfnis befriedigen, das sie selbst vor Jahren hatte, aber nicht fündig wurde: dem Hund einen Schlafplatz zu ermöglichen, der clean, hochwertig, kochfest und einfach zu pflegen ist. „Ich möchte meinen Kunden ein Ansprechpartner sein“, erklärt Miriam. „Wir lassen niemanden alleine. Wer bei uns ein Bett kauft, hat einen Partner an seiner Seite.“

Fazit

Rund oder eckig, flach oder mit Rand – HOUND & NATURE gelingt ein Spagat zwischen Hundebedürfnissen, menschlichen Design-Ansprüchen und der ökologischen Sinnhaftigkeit.