Österreich hat sich zum neuen Jahr ein originelles Verpackungsgesetz geleistet, das unabhängig von der EU-Verpackungsverordnung gilt. Die sogenannte Verpackungslizenzierung trifft besonders kleine Hersteller und Händler im Ausland, welche Waren in die Alpenrepublik verschicken.

Berge von Verpackungsmüll

Der Online-Handel explodiert, immer mehr Pakete wechseln den Besitzer, ohne dass sich Käufer und Verkäufer je zu Gesicht bekommen. Alles läuft virtuell ab – was bleibt, ist Verpackungsmüll und der ist ganz real. Nur durch Deutschland fuhren letztes Jahr ganze 4,5 Milliarden Paketsendungen. Das sind über 16 % mehr als 2020. Bis 2025 rechnen Experten mit rund 5,7 Milliarden Sendungen. Der Papierverbrauch im Versand hat sich in Deutschland zwischen 2010 und 2020 fast verdoppelt. Im europäischen Vergleich brechen wir bei Verpackungsmüll alle traurigen Rekorde. 19 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Karton im Jahr – ein ganz schöner Müllberg oder?

Neues Verpackungsgesetz 2019

Ohne Versandhandel könnten wir tonnenweise Papier sparen – und dadurch auch Rohstoffe und Energie, die sowohl bei der Herstellung als auch beim Recycling verbraucht werden. Doch das Phänomen E-Commerce wird nicht ab-, sondern nur noch zunehmen. Deswegen wurde 2019 ein Verpackungsgesetz erlassen, das die Produktverantwortung von Herstellern und Händlern in den Mittelpunkt stellte, um die Auswirkungen von Verpackungsabfällen auf die Umwelt zu vermeiden oder zu verringern. Online-Händler müssen seitdem ihre geplante Verpackungsmenge – aufgedröselt in verschiedene Verpackungsarten – schätzen und eine Lizenzgebühr zahlen. Am Ende des Jahres ist dann noch eine Abgabe fällig, falls die geschätzte Abfallmenge überschritten wurde.

Schwächen der Verpackungsverordnung

Die Verpackungsrichtlinie betrifft nicht nur Kartons & Papierfüllmaterial, sondern auch Lebensmittelverpackungen und andere Einwegverpackungen. Der Einfachheit halber – und da uns nur die Transportverpackungen betreffen – konzentrieren wir uns in dem Beitrag auf Papier & Co. Das Verpackungsgesetz hat aus unserer Sicht drei entscheidende Schwachpunkte:

  • Die Anreize für ökologische Verpackungsgestaltung sind nicht gegeben.
  • Die Lizenzgebühren haben zu keiner Verbesserung bei dem Verpackungsproblem geführt und sind offenbar auch nicht zweckgebunden.
  • Die Gebühren für neue und gebrauchte Kartons sind gleich. Hersteller und Händler, die aus Überzeugung auf wiederverwendete Schachteln setzen, zahlen also genauso viel, wie die, die neue Kartons in Verkehr bringen. Für einen und denselben Karton – als neu und gebraucht – zahlt man also mehrmals.

Teures Ösi-Geschäft

Und nun kommen auch noch die Österreicher mit ihrer Verpackungsverordnung, die schon wieder die Kleinen bestraft. Seit dem 1. Januar 2023 brauchen Online-Shops, die nach Österreich verschicken, einen Verpackungsbevollmächtigten vor Ort, was mit hohen Kosten und übertriebenem Bürokratieaufwand verbunden ist. Der Bevollmächtigte meldet die Verpackungsarten und -mengen bei der österreichischen Behörde und übernimmt für den Versandhändler sämtliche verpackungsrechtlichen Verpflichtungen. Auf die Hersteller und Händler, die keinen Sitz und keine Niederlassung in Österreich haben, kommen folgende Kosten zu:

  • Eine einmalige Bestellgebühr
  • Notarkosten für die Beglaubigung der Vollmacht
  • Eine jährliche Servicepauschale
    Für Amazon und andere Platzhirsche ist die österreichische Novelle kein Problem, für kleine, engagierte Unternehmen, die wenig Auslandsumsatz haben, aber sehr wohl.

Österreichische Verpackungsverordnung: Legale Abzocke

Das neue Verpackungsgesetz in Österreich sieht keinesfalls danach aus, die Umweltbelastung aufgrund wachsender Verpackungsmengen jemals reduzieren zu können. Es stellt Hürden auf, die besonders bei kleinen Unternehmen dazu führen, dass sie sich aus dem Geschäft im Ösiland zurückziehen. Die Gesetzesnovelle fördert Notare, die ohnehin zu den bestbezahlten Berufsgruppen gehören, und auch all die Service-Vermittler, die jetzt wie Pilze aus dem Boden schießen, um die Abwicklung „kompetent und aus einer Hand“ zu übernehmen. Auch findige Anwälte in Deutschland „eilen zur Hilfe“ und veröffentlichen informative Artikel mit Verpflichtungen und Sanktionen, die den Händlern hierzulande bei Missachtung der österreichischen Verpackungsverordnung drohen. Mehr noch: Die Kanzleien arbeiten gleich mit Partnern in Österreich zusammen und lassen sich für die Empfehlung konkreter Vermittlungsunternehmen bezahlen. Mit ein paar Klicks gelangt man direkt zu den Partnern vor Ort, die bereitwillig den Bürokratie-Aufwand minimieren – gegen eine wunderschön aufbereitete Rechnung.

UNIQUE DOG verabschiedet sich aus dem Österreich-Geschäft

Verpackungsordnung in Österreich - Hund im KartonUNIQUE DOG, die Marke, die ich vor neun Jahren in Berlin gegründet habe, ist nicht groß (sollte auch nie sein), hat aber eine treue Kundschaft und wächst konstant, ohne unübersehbare Sprünge zu machen. Auch in Österreich hatte die Marke seit Jahren großartige Kunden, die auf Nachhaltigkeit und Handarbeit gesetzt haben. Doch jetzt sagt UNIQUE DOG seinen Fans in Österreich „Good Bye“. Es wird sicherlich Händler geben, die mit dem Strom schwimmen, brav alle Lizenz-, Notar- und Servicegebühren zahlen und sich über den Kundenzuwachs freuen. Wir machen da nicht mit. Genug ist genug. Nicht noch ein Gesetz, das die Kleinen ausbeutet und die Großen noch größer werden lässt. Wozu gibt es denn die Europäische Union überhaupt, wenn trotz des einheitlichen EU-Binnenmarkts immer noch länderspezifische Vorschriften gelten, die Unternehmen beachten müssen?

Repacket: Sinnvolles aus Deutschland

Statt sinnfreie Anforderungen zu erfüllen, konzentriert sich UNIQUE DOG darauf, gute Öko- Initiativen wie Repacket zu unterstützen, dank denen brauchbares Verpackungsmaterial nicht mehr im Müll landet. Ganz egal, ob Kartons und Füllmaterial bei Privathaushalten oder im Handel anfallen. Seit seiner Geburtstunde 2014 hatte UNIQUE DOG auf gebrauchte Verpackungen gesetzt und schon immer plastikfrei verschickt. Die Repacket-Idee, ein Produkt der Grünen Projektmanufaktur aus Aachen, ist eine wertvolle Erweiterung des grünen Konzepts der Berliner Marke.